Es ist soweit, PISA ist zurück. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die jüngste Pisa-Studie um ein Jahr auf 2022 verschoben. Gegen Ende letzten Jahres wurden schließlich die Ergebnisse der wohl bekanntesten Studie zum internationalen Vergleich der Kompetenzen von Schüler:innen veröffentlicht. Allzu erfreulich sind diese für Österreich aber leider nicht.
Die rund 6200 15- bis 16-jährigen Schüler:innen aus mehr als 300 österreichischen Schulen, aller möglichen Sparten, nahmen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften an der Studie Teil. Laut den jüngsten Ergebnissen hat sich unser Land in zwei der drei Bereichen im Vergleich zur PISA Studie von 2018 leider etwas verschlechtert. Gerade Mathematik sticht heraus, da unsere Jüngsten hier deutlich unter den Tests der letzten Jahre liegen. Insbesondere die Kluft zwischen Schüler:innen mit Migrationshintergrund beziehungsweise finanziellen Schwierigkeiten und Anderen hat sich weiter vergrößert. Was sind die ausschlaggebenden Gründe für diese Entwicklungen? Und was können wir von Ländern lernen, die bei der Pisa-Studie 2022 gut abgeschnitten haben? In diesem Blogbeitrag wollen wir die Pisa Test Ergebnisse analysieren und genau diese Fragen beantworten, sowie ausschlaggebende Faktoren für Erfolg oder Misserfolg von Schüler:innen genauer unter die Lupe nehmen. Wir möchten behandeln, wie man das Bildungssystem weiter verbessern kann, um optimale Voraussetzungen und Chancengleichheit für unsere Schüler:innen zu ermöglichen.
Alle drei Jahre findet die PISA-Studie statt und umfasst die Bereiche Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Die im Frühjahr 2022 abgehaltene Erhebung legte den Schwerpunkt auf die Kompetenz Mathematik. Am 5. Dezember 2023 wurden dann von der OECD die aktuellen Ergebnisse vorgestellt. Diese zeigen, dass Österreich in zwei von den drei Bereichen schlechter abgeschnitten hat, als bei der letzten Erhebung 2018. Die folgende Tabelle zeigt die Durchschnittswerte für Österreich, die OECD und die EU sowie die Veränderungen von Österreich im Vergleich zu 2018.
Bereich | Österreich | OECD | Veränderung zu 2018 |
Mathematik | 487 | 472 | -12 |
Lesen | 480 | 476 | -4 |
Naturwissenschaften | 491 | 485 | +1 |
Österreich befindet sich zwar in allen drei Bereichen über dem OECD-Durchschnitt, die Zahlen zeigen allerdings in Mathematik und Lesen einen negativen Trend im Vergleich zur Pisa-Studie von 2018. In der Kompetenz Mathematik wurde ein Rückgang von 12 Punkten verzeichnet, in der Lesekompetenz eine etwas geringere Abnahme von 4 Punkten. In Naturwissenschaften blieb Österreich stabil und hat sogar einen Punkt dazugewonnen.
International weist Singapur mit Abstand die besten Werte in allen Testbereichen auf (Mathe: 575 Punkte, Lesen: 543, Naturwissenschaften: 561), es folgen Japan und Südkorea, Europa-Champion ist Estland.
Markante Unterschiede der Lernenden
Ebenso zeigen die aktuellen Einblicke markante Unterschiede zwischen den Schüler:innen auf. Einerseits gibt’s einen deutlichen Geschlechterunterschied. Die Mädchen schneiden in Lesen, mit einem Unterschied von 24 Punkten, deutlich besser ab, während die Buben in Mathematik und Naturwissenschaften die Nase vorn haben. Besonders in Mathematik ist dieser Trend stark, da Österreich mit einem Unterschied von 19 Punkten zu den Ländern mit der größten Geschlechterkluft zählt und damit weit über dem Durchschnitt von neun Punkten liegt. Länder mit ähnlichen Kluften sind Italien, Costa Rica, Peru, Macao (China) und Chile.
Anderseits wird ein starker Zusammenhang der sozialen Herkunft und den Schüler:innen Leistungen immer deutlicher. Kinder aus benachteiligten Familien schneiden im Durchschnitt deutlich schlechter ab, als Schüler:innen aus besser gestellten Verhältnissen. Das bedeutet, dass Chancengerechtigkeit in Österreich immer noch nicht gegeben ist.
Mögliche Ursachen für das schlechte Abschneiden?
Als erster Gedanke kommt natürlich die Corona Krise mit all ihren Auswirkungen, wie beispielsweise Fernunterricht, fehlende Motivation oder der fehlende Zugang zu digitalen Ressourcen in den Sinn. In vielen Familien gab es zur Zeit des Distance-Learnings gar keine geeigneten digitalen Geräte und oftmals blieb auch die Unterstützung der Eltern aufgrund der herausfordernden Situation aus.
Die Gründe sind allerdings vielfältiger. Ebenso spielt der Lehrermangel, schlechte Ausstattung an Schulen, Bildungsungleichheit, politische Auswirkungen sowie die soziale und familiäre Herkunft eine Rolle. Ganze 75% der Schüler:innen mit Migrationshintergrund geben an, daheim nicht die Unterrichtssprache zu nutzen und ungefähr 50% kommen aus Familien mit besonders geringen Ressourcen. Laut Bildungspsychologin Christiane Spiel entscheiden sich Kinder aus bildungsfernen Familien seltener für eine Schule, die ihre Potenziale fördern könnte. „Kinder benötigen Erfolgserlebnisse, Autonomie und soziale Eingebundenheit“, so Spiel.
Ein weiteres naheliegendes Argument als Ursache für die Verschlechterung liefert das Profil der Lehrkräfte der „alten Schule“. Damit sind Lehrpersonen gemeint, welche das Lehramtsstudium in den 1980-er oder 1990-er Jahren absolvierten und somit hauptsächlich von Abschreiben und Reproduzieren geprägt wurden und weniger von heute relevanten Kompetenzen wie Kreativität, Kooperation, kritisches Denken und Kommunikation.
Wie können wir uns verbessern?
Um das Bildungssystem in Österreich zu verbessern, sollten wohl die Lehrpläne und die Ausbildung der Lehrpersonen an die Anforderungen der heutigen Zeit angepasst werden. Es ist von Bedeutung, dass Schüler:innen nicht nur Faktenwissen erwerben, sondern auch lernen, wie sie Kenntnisse oder Kompetenzen anwenden und sinnvoll verknüpfen können. Eine Schlüsselkompetenz, um in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts erfolgreich zu sein. Genau an diesem Punkt setzen wir von chabaDoo mit unserer Lernplattform an. Es geht darum Vielfalt zu würdigen, den Unterricht möglichst individuell an die Lernenden anzupassen, sowie Lehrkräfte bei ihren aktuellen Herausforderungen best möglich zu unterstützen. Dabei gilt das lebenslange Lernen sowohl für Lernende als auch Lehrende!
Des Weiteren ist es Aufgabe der Politik mehr gegen die Bildungsungleichheit zu tun und Chancengerechtigkeit zu sichern. Maßnahmen wie Sommerschulen oder Förderprogramme haben bereits dazu beigetragen, um die negativen Auswirkungen der Pandemie zu mildern. Die talentiertesten LehrerInnen dürfen in die herausforderndsten Klassen um auch sich selbst weiter zu entwickeln. Startunterschiede in den ersten Klassen gilt es zu bekämpfen – möglicherweise wirkt ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr ausgleichend. Zugang zur barrierefreien Bildung und den entsprechenden Medien darf im 21. Jahrhundert auch digital öffentlich unterstützt werden und muss nicht nur innerhalb der Schule stattfinden.
Unsere Meinung von chabaDoo
Die Pisa Test Ergebnisse sind natürlich nur ein Ausschnitt oder Teilaspekt der komplexen Realität unseres Bildungssystems. Nicht alle Faktoren, die Schüler:innen beeinflussen werden erfasst. Trotzdem liefern sie wichtige Hinweise und Anhaltspunkte, um zu erkennen, wo Probleme und Schwierigkeiten liegen und wo es Handlungsbedarf gibt.
Wir bei chabaDoo bleiben weiterhin optimistisch und positiv gestimmt und versuchen unsere Wirken täglich zu verbessern! Wir betrachten die schlechteren Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie vielmehr als Weckruf, Chance und Antrieb um die Bildung in Österreich auch zukünftig ein Stückchen besser zu machen. Es ist ein fortwährender Prozess, und wir sind fest davon überzeugt, dass innovative Ansätze wie unsere Plattform einen Beitrag leisten können, die Bildung auch in Österreich voranzubringen.
Wir glauben an die Kraft von individualisiertem Lernen, dem Einsatz zeitgemäßer Technologien und an die kontinuierliche Entwicklung von Lehr- und Lernmethoden. Gemeinsam können wir einen positiven Einfluss auf die Bildungslandschaft in Österreich ausüben und dazu beitragen, dass zukünftige Pisa-Ergebnisse einen positiven Trend zeigen.
Vielen Dank an dieser Stelle für die zahlreichen Unterstützer, dass Ihr Teil dieser, unser aller Reise seid! 🚀